Aus Mailand meldet man Erfreuliches: In der EU ist die Krebsmortalität zurück gegangen. Demnach retten bessere Früherkennung und wirksamere Therapiemethoden wahrscheinlich rund 150.000 EU-Bürger jährlich vor dem ungewollten Tumor-Tod.
Gesundheitliche Aufklärung und effektive Vorsorge machen sich mithin bezahlt. Die Forschergruppe um Carlo La Vecchia am Mario Negri Institut der Mailänder Universität verglich in ihrer Studie das EU-weite Aufkommen von Krebstoden in den Jahren 1990 bis 1994 mit dem Aufkommen exakt ein Jahrzehnt später – also zwischen den Jahren 2000 und 2004. Die Daten zur Tumormortalität sowie zur jeweiligen Bevölkerungszahl in den Ländern der EU stammten von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Ergebnis der Gegenüberstellung war, dass sich die Raten an krebsbedingten Todesfällen in dem untersuchten Zeitraum verringert haben: Sie reduzierten sich bei Frauen um acht und bei Männern um neun Prozent. »Zu Beginn des neuen Jahrtausends verstarben jährlich über 150.000 EU-Bürger weniger an Krebs als in den späten 80ern des letzten Jahrhunderts«, so Studienleiter Dr. Carlo La Vecchia. Betrachtet man die beiden Geschlechter getrennt, lässt sich bei den männlichen EU-Bürgern ein Rückgang der Krebstodesfälle von 185,2 auf 168 pro 100.000 Personen verzeichnen. Die weibliche Krebstodesrate reduzierte sich von 104,8 auf 96,9 Fälle pro 100.000 Personen. Auf der Basis dieser Daten erwarten die Epidemiologen aus Mailand einen weiteren Rückgang der krebsbedingten Mortalität.
Unterschiede zwischen Adam und Eva...
Im Geschlechter-Ranking ist bei den Frauen vor allem Positives beim Brust- und Gebärmutterhalskrebs zu vermelden. Dank besserer Vorsorge und Früherkennung lässt sich bei beiden Krebsarten ein Rückgang verzeichnen. Besonders positiv ist wie erwähnt die Entwicklung beim Mammakarzinom – die nach Ansicht der Mailänder Epidemiologen vor allem auch auf wirksamere Therapiemethoden zurückzuführen ist. EU-weit ging die Zahl der Todesfälle beim Brustkrebs in dem untersuchten Zeitraum um insgesamt 13 Prozent zurück. Dies betraf vor allem Frauen zwischen 35 und 44 Jahren. In dieser Altersgruppe sank die Todesrate um beachtliche 25 Prozent. Bei den Frauen über 65 Jahren reduzierte sich die Brustkrebsmortalität hingegen nur um sechs Prozent.
Positiv wirkte sich auch der Rückgang des Nikotinkonsums aus. Die Mortalität von Lungenkrebs und anderer tabakassoziierter Tumorentitäten reduzierte sich nach den Worten von Dr. Carlo La Vecchia »von den späten 80er Jahren zum Beginn des neuen Jahrtausends um 16 Prozent«. Besonders die Inzidenz an Kehlkopfkrebs ist zurückgegangen, was laut Dr. La Vecchia »die dominante Rolle von Nikotin bei der Entwicklung dieser Krebsart widerspiegelt«. Allerdings, so der Epidemiologe, fanden sich diese erfreulichen Daten nur bei den Männern. Bei Europas Evas sah es anders aus: »Hier hat sich in dem untersuchten Zeitraum die Zahl der durch Rauchen ausgelösten Tumorerkrankungen und der damit einhergehenden Todesfälle erhöht«. So ist die weibliche Mortalitätsrate um erschreckende 27 Prozent angestiegen.
...und zwischen alten und neuen EU-Staaten
Nicht nur zwischen Europas Evas und Adams bestehen Unterschiede hinsichtlich der Krebsmortalität, sondern auch zwischen den einzelnen Staaten der Europäischen Union. So sind in Dänemark, Ungarn und Schottland die Krebssterberaten bei den Frauen EU-weit am höchsten. Bei den Männern sind hier ebenso Ungarn sowie Polen und Tschechien führend. Die niedrigsten Mortalitätsraten lassen sich schließlich bei den Frauen für Spanien, Portugal und Griechenland verzeichnen, bei den Männern für Schweden, Finnland und die Schweiz. Generell sind die Gesamttodesraten in den zwischen 2004 und 2007 beigetretenen Ländern höher als bei den älter eingesessenen: »In den ehemaligen 15 EU-Staaten ist die Entwicklung bei allen Krebsarten positiver als bei den neu hinzugekommenen«, so Dr. La Vecchia. Dies zeigte sich bereits anhand von Daten aus 2008. Insbesondere bei den kürzlich beigetretenen osteuropäischen EU-Ländern: Hier finden sich sowohl die höchsten Raten an Lungenkrebs und anderen tabakassoziierten Krebsarten als auch an Magen- und Gebärmutterhalskrebs sowie an Leukämien.