Wartezeiten und Personalmangel in Notaufnahmen sind Probleme, die man nicht von heute auf morgen lösen kann. Schon durch kleine Schritte ließe sich die Situation jedoch verbessern, argumentiert eine Expertengruppe. Wie das gehen könnte, hat sie in Form einer Forderungsliste formuliert.
Unkenntnis oder Unsicherheit führen zu einem großen Ansturm auf die Notaufnahmen durch Patienten, die eigentlich auch ambulant versorgt werden könnten. Außerdem lassen Unterbesetzung und Unterfinanzierung kaum Spielraum für zufriedenstellende Arbeit, finden Notaufnahme-Experten der Universität Witten/Herdecke, des Pflege e.V. und anderer Einrichtungen. Sie haben ein Memorandum veröffentlicht, in dem sie Verbesserungen der oft überlasteten zentralen Notaufnahmen in den Krankenhäusern fordern. Weil diese strukturellen Probleme nicht sofort lösbar sind, schlagen die Experten kleine Schritte der Verbesserung vor, die schnell umzusetzen wären.
Die Experten möchten erreichen, dass die Hilfesuchenden • freundlich und persönlich angesprochen werden, • begründete Informationen über die aktuellen Wartezeiten erhalten, • Angebote zur Überbrückung finden (Getränke, Lesematerial, WLAN), • verletzliche und gebrechliche Menschen, Kinder usw. besonders empfangen werden.
Dies kann nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren. Im Folgenden die Forderungsliste der Expertengruppe: • gut aus- und fortgebildetes Personal in den Notaufnahmen • organisatorische Entlastung des medizinischen Fachpersonals durch Servicekräfte • Wertschätzung der Klinikleitung und mehr Supervision für das Fachpersonal • schnelle Erstsichtung durch Pflegende bzw. Ärzte • Bezugspersonen sollten bei einer Untersuchung anwesend sein können und nicht rausgeschickt werden dürfen
• eine klare Verteilung der Zuständigkeiten für die Rückmeldung an Patienten und/oder wartende Angehörige • verständliche, mehrsprachige Filme und Broschüren, die über die Angebote von und Alternativen zur Notaufnahme informieren • Pager-Systeme wie in vielen Restaurant-Ketten, die es den Wartenden ermöglichen, die eigentliche Wartezone zu verlassen und gerufen zu werden, wenn es „weiter“ geht • Schaffung von getrennten Wartezonen für verletzliche und gebrechliche Personen • Raumkonzepte, Lichtarchitektur und sonstige angenehme Atmosphäre schaffen • Schulung in Deeskalation und „Wartekommunikation“ • eine Zertifizierung von Notaufnahmen nicht nur nach medizinischen Aspekten, sondern auch für eine gute Patientenfreundlichkeit Der Expertenkreis zählt 12 Mitglieder, sie kommen unter anderem aus den Bereichen Pflege, Notfall-Seelsorge, Pflegepädagogik oder Notfallambulanz. Die aufgelisteten Ideen und Anregungen versenden die Initiatoren derzeit an Politik, Kassen, Krankenhausträger und andere Institutionen. Sie erhoffen sich daraus viele kleine Initiativen zur Verbesserung der Wartesituation in Notaufnahmen. Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Witte/Herdecke.