Das Physikum ist bestanden, die Vorklinik abgehakt. Man hat sich durch den klinischen Abschnitt des Studiums gekämpft und ist mitten im Praktischen Jahr. Und dann...das blanke Entsetzen! Das „Hammerexamen“ steht vor der Tür!
Obgleich im direkten Vergleich zum Physikum hier die Durchfallquote deutlich geringer ist, stellt das zweite Staatsexamen doch für die meisten Studierenden eine große Herausforderung dar. Was muss ich wissen – was kann ich notfalls weglassen? Die Fülle der Fächer ist enorm. So auch die Aufregung und der Druck bei vielen Studierenden!
Wir haben für Euch mit einer bald „Betroffenen“ gesprochen. Heike Blüher (siehe Bild) studiert Humanmedizin in Dresden und befindet sich derzeit im PJ. Sie stand uns Rede und Antwort, wie es bei ihr ganz persönlich um die Sorgen rund um das „Hammerexamen“ bestellt ist.
MS: Du hast den klinischen Abschnitt des Studiums ja gerade erfolgreich hinter dich gebracht. Wie hast du diesen – im direkten Vergleich zur Vorklinik – empfunden?
Heike: Endlich Praxis, fairere Prüfungen, flexibler in der Wahl der Praktika (wo mache ich Famulatur in welchem Fachbereich etc.)!
MS: Wie schätzt du persönlich den Unterschied im Arbeitsaufwand zwischen diesen beiden Studienabschnitten ein? Wird in der Klinik alles leichter und weniger trocken zu lernen, oder ist das nur ein Ammenmärchen?
Heike: Der Arbeitsaufwand ist eher höher finde ich, denn die Prüfungen waren gedrängter und wesentlich umfangreicher. Aber man wächst mit seinen Aufgaben! In einigen Fällen bleibt der Stoff trocken...ich denke da nur an die Statistik!
MS: Wie steht es mit der Aufregung in Bezug auf das „Hammerexamen“? Ist dies mental ein genauso großer Brocken, wie es das Physikum darstellt? Oder ist man nach all den Jahren jetzt entspannter?
Heike: Noch hält sich die Aufregung in Grenzen....sind eher so Gedanken wie: „In einem Jahr ist alles vorbei!“ Ich glaube, das kommt dann nächstes Jahr - auch mehr als beim Physikum - an so etwas gewöhnt man sich nicht. Ich hatte nur nach dem Physikum ca. ein halbes Jahr eine Phase der LMA-Stimmung, wo mich nichts aus der Ruhe bringen konnte.
MS: Gibt es Fächer im Hammerexamen, die man vernachlässigen kann? Vor welchen Fächern graust es dir am meisten und warum?
Heike: So weit bin ich noch nicht. Das entscheide ich, wenn die Zeit da ist; weglassen werde ich bestimmt wieder etwas, so war es auch zum Physikum. Fächer vor denen es mir graut, sind Chirurgie und so kleine Sachen, an die man gar nicht mehr denkt.
MS: Du bist doch gerade in Deinem praktischen Jahr, oder? Gibt es da überhaupt eine realistische Möglichkeit, sich adäquat auf das Hamerexamen vorzubereiten? Wie findest du die Regelung, das zweite Staatsexamen so dicht hinter das PJ zu hängen?
Heike: Ich werde wieder mit der schwarzen Reihe lernen, allerdings die Buchform, ich bin nicht so der e-Lern-Typ. Erreiche ich beim Kreuzen mehr als 60%, kreuze ich weiter – sind es weniger als 60% muss ich nachlesen. Lernen neben dem PJ...wie gesagt, momentan noch nicht realisiert, da die Doktorarbeit noch nebenbei läuft, mit Fahrten nach Dresden 1-2 mal die Woche. Ansonsten wäre es trotzdem schwierig, denke ich, da ich meist nicht vor 17 Uhr raus komme. Ich habe als Wahl-Tertial Allgemeinmedizin in einer Praxis; ich hoffe, dass das mit dem Lernen da besser klappt. Planmäßig werde ich im April mit Lernen anfangen und meinen gesamten Urlaub am Ende nehmen. Die Regelung ist nicht gut. Ich wäre dafür, den schriftlichen Teil vor dem PJ zu machen, da geht man dann auch besser vorbereitet rein - und danach den mündlichen/praktischen Teil.
MS: Hast du irgendwelche Tipps für Studierende, die gerade das Physikum hinter sich gebracht haben und jetzt mit dem klinischen Abschnitt des Studium beginnen?
Heike: So viel wie möglich sehen, damit man einen Eindruck von der Klinik bekommt, welcher Bereich einem gefällt. Und: Ausprobieren, Randrängeln und selber machen, später muss man es - also auch schon mal als Famulant einen Brief diktieren!