Egal ob in der Vorklinik am Präptisch, in der ersten chirurgischen Famulatur oder im chirurgischen Tertial am OP-Tisch, irgendwann merkt ein jeder mal, wie der Blutdruck ins Bodenlose sinkt. Doch welche Maßnahmen können das verhindern und wie verhält man sich richtig, wenn es doch einmal zu einem unerwarteten Zusammenbruch kommt?
Schon seit Stunden steht Steffi mit einem Leberhaken in ihrer Hand am OP-Tisch. Der kleine Eingriff dauert nun doch schon viel länger, als auf dem OP-Plan angekündigt. Angespannt arbeiten der Operateur und der erste Assistent vor sich hin. Steffi schaut auf die Leber, die plötzlich immer mehr vor ihren Augen verschwimmt, die Anweisung des Operateurs werden immer leiser und dringen nur noch wie durch Watte an ihr Ohr. Kleine Schweißtropfen bilden sich auf ihrer Stirn. Und dann geht alles ganz schnell. Steffi kippt nach hinten direkt in die Arme des OP-Springers, der zufällig hinter ihr steht.
So sieht der Albtraum vieler Medizinstudenten aus, die sich auf einen langen Tag am Präptisch oder im OP vorbereiten. Das Umkippen im OP-Saal gehört zu den Klassikern der Medizin. Schuld daran trägt das stundenlange Stehen, welches das Absacken des Blutes in die Peripherie zur Folge hat. Auch der sterile Papierkittel, der aus Kostengründen den Baumwollkittel abgelöst hat, trägt zur Problematik bei. Unter diesen Kitteln staut sich gerne die Hitze und veranlasst die Venen, sich zu öffnen. Das Blut bleibt also in den herunterhängenden Körperpartien.
Besonders bei OP-Anfängern spielt aber auch die Psyche eine enorme Rolle. Nicht selten führt der Anblick eines eröffneten Bauches oder das Kreischen der Knochensäge zu wackligen Knien.
Um den Kreislauf bei Laune zu halten, gibt es einige Tipps und Tricks, die euch helfen, auch lange OPs gut zu überstehen. Wichtig ist ein ausreichendes Frühstück. Besonders geeignet sind Nahrungsmittel, die lange im Magen verweilen. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wirkt kreislaufstabilisierend. Aber Achtung, manche OPs sind ziemlich lang und die Toilette fern! Das venöse Pooling lässt sich durch Wippen mit den Zehenspitzen oder dem Anspannen größerer Muskelgruppen vermeiden. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Nicht jeder Operateur zeigt Verständnis für hin und her wackelnde Haken! Eine gute Alternative zum OP-Sport kann das Tragen von Stützstrümpfen sein.
Auch Sympathomimetika sorgen für eine Erhöhung des Kreislaufs. Sie sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße kontrahieren und so der Blutdruck ansteigt. Auf längere Sicht ist dies jedoch keine effektive OP-Vorbereitung, da Sympathomimetika zu Toleranzen führen.
Viel wirksamer ist für die meisten Studenten eine gute Wissensbasis, um die Operation aktiv mitzuverfolgen. So lassen einen die manchmal recht kniffligen Fragen des Chefarztes nicht in Schweiß ausbrechen.
Und wenn es doch mal zu wackligen Knien kommt? Dann ist es wichtig, nicht aus falsch verstandenem Ehrgeiz am Tisch stehen zu bleiben. Lieber direkt dem Operateur Bescheid sagen, dass man abtreten möchte und das Instrumentarium steril übergeben. Nichts ist schlimmer als mit dem Gesicht ins sterile OP-Gebiet zu kippen. Das Eingestehen der momentanen Schwäche wird eher als Stärke gewertet. Denkt daran, ihr seid nicht die ersten, denen so etwas passiert und garantiert auch nicht die letzten!