Das Jahr fing gut an. Aus Dänemark kam die Nachricht, dass Alkohol, gepaart mit gesundem Lebensstil, das Risiko von Herzerkrankungen senken kann. In Cambridge die Erkenntnis, dass u.a. moderater Konsum die Lebenserwartung erhöhen kann. Für Menschen mit Leberfibrose oder -zirrhose kein Trost. Aber eine Meldung aus San Diego macht Hoffnung.
Vor sechs Jahren meldeten Wissenschaftler der University of California,San Diego (UCSD), dass es Ihnen gelungen ist, ein Protein zuidentifizieren, das Fibrose bzw. Zirrhose auslöst. Zusätzlich hattensie einen Weg beschrieben, wie die damit verbundene Vernarbung bzw. dieVermehrung von Bindegewebegestoppt werden kann. Der Nachweis wurde in Versuchen mit Mäusen, derenLeber fibrös geschädigt war, erbracht. Damals beschränkte sich dieHoffnung darauf, dass mit diesem Ergebnis eine Therapie entwickeltwerden kann, die die Krankheit aufhält. Die neueste Nachrichtaus der Forschungsgruppe um Martina Buck, Ph.D., macht nun Hoffnung aufmehr: Leberfibrose kann nicht nur gestoppt, sondern auch geheilt bzw.rückgängig gemacht werden. Das Ergebnis könnte eventuell auch die Basissein, mit der virale Hepatitis, Fettleber, Zirrhose, Lungenfibrose oder Verbrennungen geheilt werden können, so die Kalifornier.
Sternzellen verursachen Überproduktion
Bei einer Fibrose entsteht krankhaftes Bindegewebe beispielsweise inder Leber. Schuld sind hier die so genannten Sternzellen, die imkrankhaften Stadium Unmengen von Kollagenfasern produzieren.Normalerweise ist Kollagen für die Heilung von Wunden zuständig. Zuvieldavon bewirkt allerdings das Gegenteil, das heißt, es kommt zurVernarbung des Gewebes. Im Endstadium führt dies zur Zirrhose. InDeutschland sterben jährlich 14.000 Menschen an Leberzirrhose, weltweitetwa 800.000 laut UCSD. Auslöser können u.a. Hepatitis B- oder C-Virenoder maßloser Alkoholkonsum sein. Eine Heilung der Krankheit beiMenschen ist bisher nicht möglich. Noch sind es Mäuse, die in San Diegokuriert werden. Da bei Menschen mit Leberfibrose das gleiche Eiweiß fürdie Kollagenfaserbildung verantwortlich zeichnet, hoffen Buck undKollegen, dass mit ihrem Forschungsergebnis auch der menschlichen Lebergeholfen werden kann.
Blockade des RSK-Proteins
Die Bildung von Narbengewebe konnte durch die Blockade des Proteins RSK gestoppt werden. Dazu wurde Mäusen mit Leberfibrose über längere Zeit ein Peptidin die Bauchhöhle gespritzt. Ungefähr nach drei bis vier Monatenstoppten die Sternzellen die Kollagenproduktion und gesunde Leberzellenbildeten sich zurück. "Six years ago, we showed a way to prevent orstop the excessive scarring in animal models," sagt Martina Buck. "Ourlatest finding proves that we can actually reverse the damage". Bis zurBehandlung von Menschen wird es allerdings noch dauern. Auf Nachfragein der Medizinischen Hochschule der UCSD antwortete diePressesprecherin: "There is not yet a drug therapy developed, so wearen't yet close to human trials."
Pille gegen schwere Leberschäden?
In diesem Punkt scheint ein Forscherteam an der University ofNewcastle, UK bereits weiter zu sein. 2006 veröffentlichten dieWissenschaftler um Professor Chris Day, dass ein billiges, bereits verfügbares Medikamentin der Lage sei, eine schwere Lebererkrankung rückgängig zu machen.Basis ihrer Versuche an Tieren war ein Wirkstoff, mit dem normalerweiseArthritisoder Darmentzündung behandelt wird. Wenn die These der UK-Forscher auchklinischen Studien standhält, so könnten theoretisch Alkoholiker vordem Tod geschützt werden, auch wenn sie weiter trinken. Das wirftnatürlich nicht nur ethische Probleme auf. Für Professor Day wäre die"Pille" trotzdem eine potentielle Lösung, mit der eineLebertransplantation bei Alkoholsüchtigen überflüssig wird. Denn dassei ein echtes ethisches Problem. Bis die Pille spruchreif werde sei esaber noch ein weiter Weg, so der Wissenschaftler vor anderthalb Jahren.In der Zwischenzeit hat man von der Wunderpille nichts mehr gehört.Dafür von Bloggern, die hämisch zur Meldung der UCSD Stellung nehmennach dem Motto: "Nur Hirnzellen können nicht wieder ersetzt werden" und"Ergo wird der Säufer irgendwann als Vollidiot enden".