Das Internet kann für Pharmazeuten mehr sein als nur Arzneimittelversand. In Zeiten von Mobilanwendungen und Web 2.0 öffnen sich auch für die Beziehung zum Kunden neue Möglichkeiten. Mit dabei: Das iPhone und das elektronische Arzneimittelkonto.
Als Aponet.de vor einigen Jahren seinen Notdienst-Service per SMS einführte, war das eine kleine Revolution. Die SMS mit APO an die 86000 gibt es heute noch. Und sie verknüpft nach wie vor nicht unelegant die dem Mobilfunk innewohnenden Möglichkeiten der Satellitenortung mit dem aktuellen Notdienstkalender der deutschen Apotheken. Kleinere Schönheitsfehler hatte die Sache freilich immer. Die Geschichte mit der Satellitenortung ist nicht wenigen Handybesitzern unheimlich. Und an einem Stadtplan aus Papier führte bis dato auch kein Weg vorbei, sofern man den Dienst nicht in seiner Heimatstadt nutzte oder ohnehin gerade am Rechner saß, was dann wieder die SMS unnötig machte.
Familie krank an Weihnachten? Mit dem iPhone kein Problem.
Dank iPhone wird das jetzt anders, genauer: Notdienstapothekensuchen wird so richtig hip. Wie es geht, macht das Portal Apotheken.de vor, das eine für das iPhone optimierte Apothekensuche aufgelegt hat. Die ist nicht nur schick und kann iPhone-typisch per Gesture-Navigation bedient werden. Sie ist auch noch mit Google Maps verknüpft. Das hievt dank Flatrate nun endlich auch den zur frisch identifizierten Notdienstapotheke passenden Stadtplan ohne Zusatzkosten aufs Handy. Der Weihnachtsbrüller ist damit sicher: Wenn das iPhone unter dem Baume bei der am 1. Weihnachtsfeiertag mit Sicherheit auftretenden Bronchitis flugs zur Apothekensuchmaschine mit Stadtplan-Ansicht umfunktioniert wird, liegt dem Schenkenden die ganze Familie zu Füßen. Garantiert.
Mit dem iPhone lässt sich aber noch mehr tun als Notdienstapotheken finden. Das Walldorfer E-Health-Unternehmen InterComponentWare hat den ersten wirklich alltagstauglichen Handybrowser zum Anlass genommen, um seine elektronische Gesundheitsakte LifeSensor iPhone-kompatibel zu machen. Mittels eines über SOS-lifesensor.com erreichbaren Notfallzugriffs gibt's im Notfall die wichtigsten Informationen auf der Handy-Mattscheibe. Ob das dann wirklich hilfreich für den Arzt ist, hängt sicher stark vom Einzelfall ab. Aber mal angenommen der Arzt hat eine E-Mail-Adresse, dann könnte der Patient auch beim regulären Arztbesuch Dokumente aus der Gesundheitsakte per iPhone zu ihm rüber beamen. Käme auch nicht schlecht.
Die persönliche Apothekenakte
Doch zurück zum E-potheker. Auch ohne iPhone könnte der Pharmazeut mit seinen Kunden über eine elektronische Gesundheitsakte in Kontakt treten. Wie es gehen kann, zeigt das Tübinger Unternehmen careon, Anbieter der careon-Gesundheitsakte, zusammen mit dem Apothekensoftwarehersteller ADV. ADV ist mit rund 800 Kunden einer der mittelgroßen Player im deutschen Apotheken-IT-Markt. Inhalt der Kooperation ist unter anderem, dass die Abverkaufsdaten des ADV-Warenwirtschaftssystems direkt in die elektronische Gesundheitsakte des Kunden übertragen werden.
"Für den Apotheker öffnen sich damit neue Möglichkeiten der Kundenbindung", sagt Harald Sondhof von careon im Gespräch mit DocCheck. Der Apotheker könnte Stammkunden ein auf der Gesundheitsakte basierendes Arzneimittelkonto anbieten. Der Zugriff würde über die Homepage der Apotheke erfolgen. Im Arzneimittelkonto werden einerseits die Arzneimittel des Patienten archiviert. Andererseits öffnet sich für den Apotheker damit auch ein elektronischer Kommunikationskanal zum Patienten, über den beispielsweise spezielle saisonale Waren angeboten werden können.
"Ebenfalls denkbar ist die Integration eines Online-Shops, sofern der Apotheker einen solchen besitzt, sodass der Kunde OTC-Präparate bei seiner Hausapotheke direkt online bestellen kann", so Sondhof. Kommt irgendwann die elektronische Gesundheitskarte, dann wäre dieser Bestellweg auch für rezeptpflichtige Medikamente offen. Careon und ADV jedenfalls wollen Anfang 2008 in einem Pilotprojekt mit acht biss zehn Apotheken testen, wie eine solche Lösung angenommen wird.