Der Traum mancher Frauen könnte wahr werden: Der zu pralle Hintern, der Bauch mit ein paar Ringen zuviel wird innerhalb weniger Monate zum schönen Busen. Vom Brustaufbau mittels Stammzellen würden aber hoffentlich vor allem die rund 60 Prozent der Frauen profitieren, die nach einer Brustkrebserkrankung eine Rekonstruktion benötigen.
Ein neues Verfahren des Brustaufbaus lässt Silikon möglicherweise schon bald alt aussehen: Die neue Brust aus eigenen Fettstammzellen bedarf keiner aufwändigen Operation und sieht zudem natürlicher aus, so japanische Wissenschaftler anlässlich der Tagung des Weltverbandes der Plastischen Chirurgen (IPRAS) in Berlin.
Nachwachsender Busen
Das neue Prinzip des Brustaufbaus heißt "Celution®-System" und wurde an 19 japanischen Patientinnen mit Brustkrebs und partieller Mastektomie in einer klinischen Sicherheits- und Durchführbarkeitsstudie untersucht. Nach der Entnahme kleiner Fettgewebeproben aus mehreren oder einem Körperfettdepot gewannen die Wissenschaftler mithilfe eines Gerätes der kalifornischen Biotechnologiefirma "Cytori Therapeutics" innerhalb von nur einer Stunde Fettstammzellen und reicherten diese im Celution®-System an. Anschließende Injektionen der Zellmischung mit multipotenten Zellen in betroffene Bereiche der Brust und des subkutanen Gewebes ließen in den folgenden sechs Monaten Brustgewebe wachsen. Die genaue Funktionsweise ist noch unklar. Vermutlich regen Stammzellen auch die Versorgung mit neuen Blutgefäßen an, denn das neue Gewebe ist gut durchblutet, berichtet das Magazin "Chemistry & Industry" in ihrer Juli-Ausgabe.
Fettgewebe als ergiebige Quelle
Bereits vor über einem Jahr veröffentlichte Cytori Therapeutics eine Pressemitteilung zum Beginn der Studie. "Fettgewebe als wichtige Quelle für Stammzellen und andere regenerative Zellen tragen nach unserer Auffassung zum Reparatur- und Heilungsprozess bei", meinte Keizo Sugimachi, Präsident des Kyushu Central Hospital in Fukuoka, Japan, der die Studie unter Verwendung des Celution®-Systems plante. Die Zulassung für das System in Deutschland hat das US-Unternehmen bereits erhalten. Die Markteinführung ist für das Frühjahr 2008 geplant. Europäische Studien mit Brustkrebspatientinnen sollen bis dahin bereits abgeschlossen sein.
Erhöhtes Krebsrisiko?
Therapien mit eigenem Körperfett werden vor allem in Japan und den USA bereits angewendet. Doch wo Vorteile sind, gibt es gesetzmäßig auch Nachteile. Die Gefahr der Eigenfettverwendung ist, dass sich das Fettgewebe auch wieder abbauen kann. Damit müsste der Eingriff manchmal auch mehrmals wiederholt werden. Dies soll mit dem neuen Verfahren ausgeschlossen sein. Die Entwicklung der Stammzelle zu verschiedenen Zellarten ermöglicht die Verbindung zum Brustgewebe. Allerdings bergen Stammzellen ein erhöhtes Tumorrisiko, was gerade in der Krebstherapie paradox klingt. Je undifferenzierter die Zelle, desto größer die Gefahr. Entsprechend gibt es Skeptiker, aber auch Befürworter der Therapie wie etwa Karl-Georg Heinrich, plastischer Chirurg aus Wien. Er bietet die Methode seinen Patientinnen bereits an. Das Bodyforming mittels Stammzellen scheint für allerlei Körperregionen geeignet zu sein und macht auch vor Falten nicht Halt. Heißt die Rundumlösung für Verjüngung und Problemzonen demnach bald "Stammzelltherapie"? Professor Raymund Horch, Leiter der Abteilung für Hand- u. Plastische Chirurgie der Universitätsklinik Erlangen ist Befürworter der Stammzellenforschung, warnt aber vor noch nicht bekannten möglichen Spätfolgen.
Ein weiterer Nachteil: Das Verfahren ist kostenintensiv, da für die Zellanreicherung ein eigenes Labor nötig ist. Japanische Frauen lassen sich ihren "Stammzellbusen" bis zu 25.000 Dollar kosten. Herkömmliche Verfahren einschließlich der Methoden der Eigenfettimplantation sind deutlich günstiger.
Stammzellen gehen ans Herz
Möglicherweise sind die Fettstammzellen nicht nur für Busen, Po & Co geeignet. Sie könnten auch Herzpatienten nützen, ergaben Tierversuche. Ein spanisches Krankenhaus plant bereits eine Studie mit Koronarpatienten und einige niederländische Mediziner wollen in Zukunft so ihren Patienten nach einem Herzinfarkt helfen können.