Neben dem Studienkredit der KfW-Bank bieten auch einige private Banken Studienkredite an. Ein Interview mit Herrn Markus Reszel, Abteilung Vertriebsmanagement der apoBank, lieferte uns weitere Informationen in Bezug auf Studienfinanzierungen im Allgemeinen und die speziellen Angebote der apoBank im Besonderen.
Die apoBank wurde bereits 1902 durch Apotheker als Selbsthilfeeinrichtung zur Vergabe günstiger Kredite gegründet. Seit Gründung spezialisiert sich die apoBank exclusiv auf die Heilberufsangehörigen und deren finanziellen Bedürfnisse. Die Förderung der Heilberufe ist dabei der satzungsmäßige Auftrag der Bank.
Markus Reszel ist seit vielen Jahren bei der apoBank tätig und betreut unter anderem auch die Finanzierungsangebote für Studenten der Akademischen Heilberufe. Die apoBank kennt die finanzielle Situation der Studenten und erleichtert Ihnen mit diversen Finanzierungsangeboten den Start ins Berufsleben. (Herr Reszel = Herr Markus Reszel / MS = medizinstudent.de)
MS: Herr Reszel, die apoBank bietet ja viele verschiedene Finanzierungsmodelle für Angehörige der akademischen Heilberufen an. Gibt es auch Finanzierungsmodelle speziell für die Studenten der akademischen Heilberufe? Markus Reszel: Die apoBank bietet bereits seit 1970 Finanzierungsmodelle für Studenten an - soweit ich weiß, waren wir die erste deutsche Bank in diesem Geschäft. Seit dem 1. April 2006 haben wir unser Angebot mit dem Studienkredit der KfW erweitert. Unser eigenes Studienkreditangebot "apoStudienKredit", das gezielt auf die Anforderungen der Studierenden aus Human- und Zahnmedizin sowie Pharmazie zugeschnitten ist, bieten wir neben dem Produkt der KfW weiterhin an.
MS: Was ist die KfW Förderbank?Markus Reszel: Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) wurde 1948 als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. Wie der Name besagt, wurde die KfW ursprünglich errichtet, um den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zu finanzieren. Die KfW Bankengruppe versteht sich heute als Förderbank der deutschen und europäischen Wirtschaft. Im Rahmen der Bildungsfinanzierung bietet die KfW Förderbank Programme für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Berufstätige, die in ihrer Aus- und Weiterbildung den entscheidenden Schritt weiter gehen wollen an. Für Studierende steht mit dem KfW-Studienkredit ein Produkt zur Finanzierung von Lebenshaltungskosten während des Erststudiums zur Verfügung. Als interessierter Kunde kann man allerdings keine Filiale oder Zweigstelle der KfW aufsuchen, da diese öffentliche Fördermittel nur über Vertriebspartner zur Verfügung stellt.
MS: Die Tatsache, dass die apoBank den Studienkredit der KfW anbietet, bedeutet wohl auch, dass Sie hinter diesem Angebot stehen? Markus Reszel: Wir begrüßen es sehr, dass die KfW ihr Produktangebot um den Studienkredit erweitert hat. Jeder Student, der an einer staatlich anerkannten Hochschule in Deutschland studiert und noch kein Hochschulstudium abgeschlossen hat, kann diesen Kredit bekommen. Maximal können 10 Semester lang bis zu 650 Euro monatlich ausgezahlt werden. Der Zinssatz beträgt zurzeit 5,1 Prozent. Man muss keine Sicherheiten vorlegen, um den Kredit zu erhalten. Alles in allem gute Konditionen. Die Beantragung des Kredits über die Internetplattform der KfW ist sehr unbürokratisch und schnell.
MS: Wo sehen Sie Defizite der KfW? Markus Reszel: Ein Defizit, wie sie es nennen, gibt es nicht. Natürlich gibt es "Spielregeln", nach denen die Kreditvergabe erfolgt. Wichtig für den Studenten ist, dass er sich für einen Vertriebspartner der KfW entscheidet, der auch eine entsprechende Beratung bietet. Dem Studenten muss in der Beratung klargemacht werden, dass mit der Kreditaufnahme eine Verschuldung eingegangen wird, die später auch einmal zurückgeführt werden muss. Es ist nicht immer sinnvoll, den vollen Betrag (650 Euro pro Monat) aufzunehmen. Man sollte eher versuchen, mit anderen Finanzierungsmöglichkeiten wie, z.B. Aushilfsjobs, über die Runden zu kommen. Von der KfW werden für ein eventuelles Zweitstudium keine Mittel bereitgestellt. Bei Kreditaufnahme in der Endphase des Erststudiums ist abzuwägen, ob die Mittel im Hinblick auf die Aufwandsentschädigung von der KfW in Anspruch genommen werden oder auf andere Angebote, z.B. der apoBank, zurückgegriffen wird.
MS: Wie sieht das Finanzierungsmodell der apoBank aus? Markus Reszel: Es handelt sich dabei um flexible Finanzierungsmodelle. Wir haben jeweils für Humanmediziner, Zahnmediziner, und Pharmazeuten spezielle Produkte zusammengestellt. Zur Vereinfachung werde ich nur das Darlehensprogramm für die Humanmediziner erläutern. Auf den "Wissen-was-zählt" Seiten der apoBank kann man zu den einzelnen Studiengängen spezifischere Informationen finden. Der apoStudienkredit sieht Auszahlungen ab dem achten Semester vor. Es können bis zu 300 Euro monatlich ausgezahlt werden. Aufgrund einer Kooperation mit dem Hartmannbund und dem Marburger Bund können Studenten, die hier Mitglieder sind, ab dem Praktischen Jahr bis zum Ende der dreimonatigen Examensvorbereitung 700 Euro monatlich erhalten. Natürlich muss nicht die volle mögliche Auszahlungszeit in Anspruch genommen werden. Je weniger Schulden der Student macht, desto besser.
MS: Wie sieht es mit der Rückzahlung aus? Wie lässt sich dies gestalten? Markus Reszel: Bei der Rückzahlung sind wir sehr flexibel. Dies lässt sich am besten individuell vereinbaren. Zum Beispiel kann am Anfang des beruflichen Werdeganges die Rückzahlung in niedrigen Raten erfolgen, die dann stufenweise erhöht werden. Wir weisen darauf hin, dass die Rückzahlung möglichst bald geschehen sollte. Auch außerplanmäßige Tilgungen sind je nach Vereinbarung möglich.
MS: Gibt es Ausschlusskriterien für ein Darlehen bei der apoBank? Markus Reszel: Ja, es können nur Angehörige der EU, die an einer in Deutschland anerkannten Hochschule Humanmedizin, Zahnmedizin oder Pharmazie studieren, ein Darlehen von uns erhalten.
MS: Was sind die Vorteile des apoStudienkredits gegenüber dem der KfW? Markus Reszel: Man kann die zwei Finanzierungsmodelle nicht ohne weiteres miteinander vergleichen. Es geht eher darum, was der Student braucht und will. Für Studenten, die nur während einer kurzen Phase ihres Studiums, z.B. während der Examensphase, Finanzierungsbedarf haben, würde ich unser Darlehensprogramm empfehlen. Auch Studenten, die ein Zweitstudium aufnehmen möchten, z.B. Zahnmedizin, bietet unser Darlehensprogramm eine gute Lösung, da Zweitstudiengänge von der KfW nicht gefördert werden.
MS: Was würden Sie einem Humanmedizinstudenten im ersten Semester raten, wenn er Sie bezüglich einer Studienfinanzierung ansprechen würde?Markus Reszel: Vor allem ist es wichtig, dem Studenten klar zu machen, dass es nicht zu empfehlen ist, gleich am Anfang seines Studiums einen Kredit aufzunehmen. In der Humanmedizin brechen in der Vorklinik viele Studenten ihr Studium ab, die gemachten Schulden müssen sie trotzdem zurückzahlen. Auch sollte man, wenn möglich, nicht die vollen 650 Euro für 10 Semester der KfW in Anspruch nehmen. Damit wäre man am Ende seines Studiums bereits mit rund 39.000 verschuldet. Zu guter letzt würde ich jedem Studenten dazu raten, sich ausführlich informieren zu lassen, und vor der Kredit-Aufnahme alle anderen Finanzierungsmöglichkeiten (Jobs, Eltern, Ersparnisse, Stipendien, usw.) gründlich abzuwägen. Ein Kredit sollte nur dann aufgenommen werden, wenn alle anderen Finanzierungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, z.B. in der lernintensiven Examensphase des Studiums.
MS: Herr Reszel, ich danke Ihnen für das informative Gespräch!