Dass starke Trinker vermehrt unter Bluthochdruck leiden, ist keine Neuigkeit. Jetzt belegen Epidemiologen allerdings den Umkehrschluss. Denn wer seinen Alkoholkonsum verringert, kann somit auch seinen Blutdruck reduzieren.
Bundesweit hat sich der Alkoholkonsum innerhalb von knapp 25 Jahren nicht nennenswert verändert. Laut Angaben von Statista waren es im Jahr 1990 etwa 12,1 Liter reines Ethanol pro Jahr. Seit 2007 (9,9 Liter) ist der Wert mehr oder minder gleich geblieben. Viele Gefahren sind bei Laien kaum bekannt, beispielsweise gilt Alkohol als Risikofaktor einer Hypertonie. Ist dieser Effekt auch reversibel?
Mit dieser Frage hat sich Dr. Michael Roerecke vom Centre for Addiction and Mental Health (CAMH), Toronto, befasst. Die letzten Studien zum Thema wurden vor 15 Jahren veröffentlicht. Roerecke fand für seine Metaanalyse 36 methodisch hochwertige Studien mit 2.865 Teilnehmern. Darunter waren 2.464 Männer, aber nur 401 Frauen. Er arbeitete mit 12 Gramm reinem Ethanol pro Tag als sogenanntem Standarddrink, wie von britischen Gesundheitsbehörden vorgesehen. Zum Vergleich: In Deutschland enthält ein sogenanntes Standardglas laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung genau zehn Gramm reines Ethanol. Wie Roerecke herausfand, zeigte sich erst bei größeren Mengen ein statistisch signifikanter Effekt. Verringerten Probanden ihren Konsum von drei auf null Standarddrinks pro Tag, führte dies zu systolisch -1,18 mmHg und diastolisch -1,09 mmHg. Noch deulichere Zahlen ermittelte der Forscher bei Personen mit sechs oder mehr Standarddrinks pro Tag, falls sie die Alkoholmenge um mindestens 50 Prozent verringerten. Der systolische Blutdruck verringerte sich um 5,50 mmHg und der diastolische Blutdruck ging um 3,97 mmHg nach unten. Keine statistisch signifikante Wirkung konnte Roerecke bei Menschen finden, die zwei oder weniger Standarddrinks pro Tag konsumierten.
In einem Editorial geht Michael Hecht Olsen aus Dänemark auf Stärken und Schwächen der Veröffentlichung ein. Aufgrund der eingeschlossenen Studien seien vor allem Aussagen zu Männern möglich, schreibt der Experte. Daten für Frauen seien deshalb vorsichtig zu behandeln. Gleichzeitig hält er einen Bias bei starken Trinkern mit sechs bis zehn Standarddrinks für möglich. Personen, die ihre Menge halbierten, seien aller Wahrscheinlichkeit nach hoch motiviert. Sie würden auch andere Lebensstil-Einflüsse ändern. Genau zu dieser Frage gab es nicht in allen Fällen klare Aussagen.