Die unaufhaltsam auf die Studentenschaft zurollende Einführung allgemeiner Studiengebühren bereitet vielen Studenten bereits jetzt Kopfzerbrechen. Kaum einer möchte sich die wirklichen Konsequenzen ausmalen.
Das aktuell auslaufende Semester ist deutschlandweit wohl eines der letzten Semester ohne allgemeine Studiengebühren. Am Beispiel NRW wird deutlich, wie die Zukunft aussieht. Zum Wintersemester 06/07 werden für alle Neustudenten bereits 500 Euro pro Semester fällig, ab dem Sommersemester 2007 müssen dann auch alle bereits eingeschriebenen den gleichen Betrag zahlen.
500 Euro allgemeine Studiengebühren plus 150 Euro Studienbeitrag für Semesterticket und Co. - macht zusammen 650 Euro Gebühren pro Semester. Die einzige greifbare Gegenleistung ist das Semesterticket - wie die neu erhobenen Gebühren genutzt werden sollen, ist hingegen noch unklar. Kaum jemand, erst recht kaum ein Student, glaubt daran, dass sich die Studienbedingungen verbessern werden.
Studentenkassen noch leerer als Staatskasse Viele Gedanken kreisen um unangenehme Zukunftsaussichten: Ein neuer Job? Mehr Schichten im alten Job? Mama und Papa anpumpen? Bildungskredit? Die Lösung aller Probleme scheint das Geld, jenes Geld, dass die meisten Studenten nicht genug haben.
Wer in Zukunft ohne eine gehörige Portion Finanzkraft im Rücken studieren möchte, muss sich verschulden oder unrealistisch viel arbeiten. Wer (zu) viel arbeitet, kann wahrscheinlich (zu) wenig studieren. Wer zu wenig studiert, wird seinen Abschluss wohlmöglich immer weiter aufschieben müssen.
Dabei bleibt sogar unbeachtet, dass die Abgaben auf Studentenjobs wahrscheinlich noch steigen werden und die Lebenshaltungskosten in den nächsten Jahren kaum sinken werden. Studiengebühren führen, abgesehen von den wenigen vollfinanzierten Studenten, eine Erschwerung des Studiums herbei.
Alleine Empfänger der staatlichen Studienförderung BaföG müssen etwa ein Drittel ihrer Bezüge für die Studiengebühren aufbringen. Die Perspektive BaföG wird also um ein gutes Stück geschmälert.
Gesetzliches Wirrwarr sorgt für Unmut Die Gesetzeslage zur Einführung der Studiengebühren ist immer noch unklar. Fest steht, wann die Studiengebühren kommen, jedoch nicht wie sie genau umgesetzt werden. Bestes Beispiel sind die Medizinstudenten im Praktischen Jahr.
Obwohl der PJ-Student keine Lehrveranstaltungen mehr besucht, müsste er streng genommen dennoch die Studiengebühren zahlen. Proteste der Fachschaften und der BVMD wurden bereits geäußert, eine Entscheidung steht noch aus. Eine Pressemitteilung des Hartmannbunds vom 04.07.2006 lässt zumindest hoffen, dass Medizinstudenten im PJ und bei Freisemestern zur Examensvorbereitung von den Gebühren verschont bleiben werden.
Im Allgemeinen bleibt fest zu halten: In Deutschland wird in Zukunft vermehrt auch der Geldbeutel über die Entscheidung zur Aufnahme und Fortsetzung eines Studiums entscheiden.
Damit wäre die Schere zur Pisa-Studie geschlossen. Bereits dort hatte sich gezeigt, dass der soziale Status der Eltern über die Bildungsmöglichkeiten des Kindes entscheidet. Dazu kann man den Damen und Herren Abgeordneten bereits jetzt gratulieren und gespannt nächste Schritte abwarten.