Noch immer schlägt das „Wundermittel“ Vitamin D hohe Wellen – sowohl on- als auch offline. In einem aktuellen Beitrag habe ich mich einmal mit der Evidenz rund um Hochdosis-Therapien bei verschiedenen Krankheitsbildern befasst und auch das nach dem brasilianischen Arzt Cicero Galli Coimbra benannte Coimbra-Protokoll unter die Lupe genommen. Die dazu verwendeten Studien habe ich auch in Form eines Video-Beitrags bewertet.
Es gibt nicht DIE Vitamin-D-Hochdosistherapie. Es existieren zwar viele Studien, aber viele lassen sich aufgrund unterschiedlicher Dosierungsregime, unterschiedlicher Zeiträume etc. nicht ohne weiteres miteinander vergleichen. Es gibt Studien, die einen Nutzen suggerieren – meist sind dies aber Fallbeispiele oder Machbarkeitsstudien. Verblindete, randomisierte Studien können zumeist keinen Effekt belegen. Eine abschließende Aussage ist nicht möglich, sondern weitere Studien mit insbesondere stärkerer Differenzierung der Patientengruppen, erscheinen notwendig.
Auch erhöhte Mengen (tägliches) Vitamin D konnten seinen therapeutischen Nutzen nicht ausreichend belegen. Belegt werden konnte allerdings eine Sicherheit bzw. Gefahrlosigkeit bis hin zu einer bestimmten Menge – allerdings ist diese Menge therapeutisch nicht von Bedeutung und wird daher nicht empfohlen; sie hat weder einen für die Patienten spürbaren noch für die Forscher messbaren Effekt.
Besonders kritisch beäugt wird das Coimbra-Protokoll. Dieses wird mit Vitamin-D-Mengen in extremen Höhen durchgeführt (bspw. 80.000 i. E. täglich). Nur speziell ausgebildete Protokoll-Ärzte dürfen diese Hochdosis-Therapie – die nebenbei gesagt nicht von den Krankenkassen übernommen wird und mehrere hundert Euro pro Monat kosten kann – an Patienten durchführen. Die Behandlung beruht auf Coimbras Annahme, dass Patienten mit bspw. MS aufgrund epigenetischer Polymorphismen eine Resistenz gegen Vitamin D entwickeln.
Die Wirksamkeit dieser Therapie stützt sich letztlich nur auf Erfahrungsberichte, eine ausreichende Evidenz existiert bis dato nicht und ist auch noch nicht in Sicht.
Problematisch bei meinen Nachforschungen: Es gibt keine einheitlichen Kennziffern für „Hochdosiertes Vitamin D“. Während einige Studien von einer monatlichen Hochdosis ausgehen, setzen andere Studien mit weit höheren Mengen (relativ betrachtet) in einer täglichen Behandlung an.
Für einen umfangreichen analytischen Beitrag verweise ich an dieser Stelle noch einmal auf mein Video sowie meinen Artikel zum Thema. Dort gehe ich auf die Studien im Detail ein und erörtere deren Design sowie Aussagekraft in Bezug auf hochdosiertes Vitamin D.