Die Nieren sind wichtige Filter- und Kontrollorgane in unserem Körper, sie werden ständig von Urin und Blut durchlaufen. Mithilfe der Nephronen filtern sie Schadstoffe aus dem Körper, aber sie leisten auch einen großen Beitrag, indem sie körperregulierende Aufgaben wahrnehmen. So sorgen sie bspw. für die Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts und sind beteiligt an der Regulierung von Blutdruck, Säurehaushalt und Blutbildung. Selbst Hormone und Enzyme werden in den Nieren produziert.
Im Umkehrschluss sind die Nieren aber auch stark abhängig von u. a. Blutdruck, Elektrolytmilieu sowie auszuscheidenden Substanzen (und dem Grad ihrer Toxizität). Das macht sie natürlich für Schäden anfällig. Diese Schäden machen sich über kurz oder lang bemerkbar, z. B. in einer zunächst eingeschränkten Nierenfunktion oder aber auch einer dauerhaften Niereninsuffizienz. Die Nierenfunktion kann aber anhand verschiedener Nierenwerte beurteilt werden.
Diese Werte umfassen u. a. Kreatinin, Cystatin C oder Harnstoff. Aber auch der Urin sowie darin enthaltene Bestandteile ermöglichen Rückschlüsse auf die Funktionalität der Nieren.
Kreatinin ist ein Abbauprodukt von Kreatin, das im Zusammenhang mit unserer Muskelmasse dauerhaft anfällt. Es wird über die Nieren ausgeschieden. Bei Funktionsstörungen der Nierenfilter erhöht sich der Wert von Kreatinin im Blut, sodass man Rückschlüsse auf die Nierenfunktion ziehen könnte. Allerdings gibt es auch andere Faktoren, die den Kreatininwert beeinflussen, z. B. stark eiweißhaltiges Essen oder der Umfang der Muskelmasse. Die Bestimmung der Nierenfunktion über diesen Wert gilt also als ungenau, da die Werte sowohl falsch niedrig als auch falsch hoch ausfallen können.
Der Cystatin-C-Wert ist verlässlicher als der Kreatinin-Wert, da er unabhängig von der Muskelmasse anfällt. Er ist somit auch ein besserer Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Allerdings ist seine Bestimmung verhältnismäßig teuer und kann durch bspw. eine Schilddrüsenüberfunktion verfälscht werden. Nichtsdestoweniger stellt die Bestimmung von Cystatin C eine präzise Diagnose-Methode zur Beurteilung der Nierenfunktion dar.
Harnstoff ist auch stark von der zugeführten Nahrung abhängig und erst bei schweren Funktionseinschränkungen der Nieren ausschlaggebend erhöht. Der Harnstoff-Wert lässt aber Rückschlüsse auf die gesamte Stoffwechsellage und daher in geringem Umfang auch auf die Nierenfunktion zu.
Dem Urin kommt bei der Beurteilung der Nierenfunktion eine besondere Bedeutung zu – denn seine Zusammensetzung ist größtenteils von der Leistungsfähigkeit der Nieren und ihrer Filter abhängig. So können bspw. vermehrt Eiweißstoffe, Blutzellen oder Zucker im Urin zu finden sein – das sind ggf. Hinweise auf Erkrankungen wie Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus. Üblich ist ein sogenannter 24-Stunden-Sammelurin (kombiniert mit einer Bestimmung des Kreatinin-Werts), um die Leistung der Nierenfilter abschätzen zu können.
Je nach Veränderung der Werte – ob ein bestimmter Wert bspw. erhöht oder erniedrigt ist – lassen sich Rückschlüsse auf möglicherweise vorliegende Erkrankungen ziehen.
Mehr zum Thema Nierenwerte gibt’s auf meiner Website doktorweigl.de im entsprechenden Artikel sowie im zugehörigen Video auf meinem YouTube-Kanal. Gerne einmal vorbeischauen!