Anfang April (02.04.) und Mitte März (19.03.) hatten wir bereits über den Wirkstoff Chloroquin bzw. Hydroxychloroquin berichtet. Das eigentlich zur Behandlung von Malaria verwendete Medikament soll sich bei der Therapie von Covid-19 auch als wirksam erwiesen haben – zumindest deuteten eine In-vitro-Studie und eine randomisierte klinische Untersuchung aus China darauf hin.
Der potenzielle Nutzen des Wirkstoffs ist auch nach wie vor erkennbar und daher werden auch weiter Untersuchungen angestellt; allerdings tun sich in diesem Zuge auch teils schwere Nebenwirkungen auf, darunter Herzmuskelschäden oder auch (tödliche) Herzrhythmusstörungen. Denn auch wenn sich die Wirkstoffe Chloroquin und Hydroxychloroquin bisher als sicher und verträglich erwiesen haben, lässt sich nicht abschließend beurteilen, wie andere Personengruppen (z. B. Covid-19-Patienten mit Vorerkrankungen des Herzens) auf die Wirkstoffe reagieren, v. a. wenn sie bspw. in höheren Dosen als üblich angewendet werden. Das Center for Disease Control and Prevention schlägt aktuell vor, bei einer Covid-19-Therapie mit Chloroquin eine Initialdosis von 600 mg und 12 Stunden später weitere 300 mg zu geben. An den vier Folgetagen sollen dann täglich zwei Mal 300 mg gegeben werden, sodass eine Gesamtdosis von 3,3 g erreicht wird. Demgegenüber stehen Empfehlungen aus China bis zu einer Gesamtmenge von 10 g (Gesundheitsbehörde der Provinz Guangdong).
Das Deutsche Ärzteblatt berichtete gestern, dass ein brasilianisches Team jüngst eine Studie mit zwei Gruppen eingeleitet hat – eine Gruppe sollte über 10 Tage insgesamt 12 g Chloroquin bekommen, die andere 2,7 g. Es war geplant, dass 440 Patienten an der Studie teilnehmen, allerdings musste diese aufgrund von Komplikationen nach bereits 81 Patienten abgebrochen werden. Einige Patienten zeigten schon an den Tagen 2 und 3 unerwünschte Veränderungen im EKG, ihr QTC-Intervall war verlängert. Die Gruppe mit der erhöhten Dosis Chloroquin zeigte dabei eine stärkere Ausprägung der Symptomatik. Tag 6 war von 11 Todesfällen gekennzeichnet – 2 Patienten hatten eine ventrikuläre Tachykardie erlitten, bei weiteren 2 kam es durch den Anstieg der Kreatinkinase zu Schädigungen des Herzmuskels. Außerdem war eine erhöhte Sterblichkeit bei den Patienten mit höher dosiertem Chloroquin zu erkennen – letztlich entschlossen sich die Forscher dazu, ihre Untersuchungen abzubrechen.
Trotzdem lässt sich nicht abschließend beurteilen, inwiefern Chloroquin allein für diese Komplikationen verantwortlich war. Zum einen gab es keine Placebo-Gruppe zur Kontrolle, zum anderen bekamen die Patienten zeitgleich noch andere Medikamente wie das Antibiotikum Azithromycin oder den antiviralen Wirkstoff Oseltamivir.