In den vergangenen Wochen wurde viel über Blutdruckmedikamente und Covid-19 berichtet, auch auf meiner Website. Anfangs spekulierte man, dass bestimmte Medikamente einen schweren Verlauf der durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 verursachten Erkrankung begünstigen könnten. Grund dafür war das Enzym ACE2, über das das Virus sich Zugang zu unseren Zellen verschafft. Denn dieses Enzym ist darüber hinaus auch ein essentieller Teil unseres Blutdruckregulationssystems. Und auch, wenn schon letzte Woche in der Fachzeitschrift JAMA Cardiology eine entlastende Studie veröffentlicht wurde – diese Woche gibt es mehr Entwarnung.
Im New England Journal of Medicine sind jetzt drei Studien veröffentlicht worden, die sich mit ACE-Hemmern und Sartanen beschäftigt haben. Aus der ersten Studie geht u. a. hervor, dass mit ACE-Hemmern behandelte Patienten sogar seltener an Covid-19 sterben als Patienten, die keine ACE-Hemmer nahmen (2,1 zu 6,1 %). Alles in allem lässt sich daraus ableiten, dass ACE-Hemmer den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung eher abschwächen.
Auch für die sogenannten „Sartane“ (bspw. Valsartan oder Candesartan) konnten keine wesentlichen Zusammenhänge ausgemacht werden. Hier lag die Zahl der Verstorbenen mit Sartanen leicht über der ohne Sartane (6,8 zu 5,7 %). In der zweiten Studie haben italienische Forscher eine sogenannte Multivariat-Analyse durchgeführt, der zufolge weder für ACE-Hemmer noch für Sartane ein höheres Sterblichkeitsrisiko nachweisbar war.
Letztlich konnten diese Ergebnisse in einer dritten Studie aus den USA noch einmal bestätigt werden. Dort haben die Forscher Daten von 12.954 auf SARS-CoV-2 getesteten Patienten ausgewertet und konnten auch so den Nachweis erbringen, dass keine der beiden Wirkstoffgruppen mit einem erhöhten Sterberisiko in Verbindung steht.
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