Nachdem Virologe Hendrik Streeck schon am 13. April Zahlen aus der sogenannten „Heinsberg-Studie“ veröffentlicht hatte, hat nun auch die zugehörige Publikation, in einer Vorläufer-Version, ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Im Folgenden führe ich einmal die wichtigsten Erkenntnisse daraus auf. Mehr zum Thema Forschung rund um SARS-CoV-2 und COVID-19 gibt es übrigens auf meiner Website in einem täglich aktualisierten Beitrag.
Basierend auf den in der „Heinsberg-Studie“ ermittelten Zahlen geht das Team um Streeck davon aus, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten deutschlandweit mittlerweile bei etwa 1,8 Millionen liegt. Das entspricht ungefähr dem 10-Fachen der gemeldeten Fälle (Stand heute: 163.860). Diese Schätzung basiert im Detail auf der in der Gemeinde Gangelt berechneten Sterblichkeitsrate bei Corona-Infektion. Diese liege dort bei 0,37 %. Daraus leitete sich dann eine theoretische Zahl für ganz Deutschland ab. Bisher war die Sterblichkeit zum Teil mit sehr großer Spanne angegeben worden. So ging man u. a. von einer Sterblichkeit zwischen 0,2–1,5 % aus, die WHO gab mitunter 3,4 % als Sterblichkeitsrate an. Die Forscher weisen hinsichtlich ihrer Ergebnisse zurecht aber auch darauf hin, dass die erhobenen Zahlen nur bedingt mit anderen Regionen vergleichbar seien, da bspw. zu wenig Kinder, dafür aber mehr ältere Menschen berücksichtigt worden sind. Dies beeinflusst natürlich die Übertragbarkeit der Zahlen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie war die Symptomatik. Den erhobenen Daten zufolge zeigten 22 % der Infizierten in Gangelt überhaupt keine Symptome. Der auffälligste Symptomenkomplex sei laut Studie der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn gewesen.
Wichtige Schlussfolgerung daraus: Wir können nicht anhand von Krankheitszeichen beurteilen, wer das Virus ausscheidet und entsprechend andere anstecken kann – denn in etwa 1 von 5 Fällen zeigen sich nicht einmal Symptome. Weniger infektiös sind wir dadurch aber nicht.
Quellen: