Der Schlüssel zu diesem Fall, liegt darin, dass zwischen Tod und CT-Scan zu viel Zeit verstrichen ist. 9 Stunden ist zu lange! In dieser Zeit ist jegliches Gas, das eingatmet wurde, längst ins Blut herüberdiffundiert. Die Gasblasen, die sich hierdurch bilden, stellen ein normales post-mortem-Phänomen bei Tauchern dar, und sollten nicht mit einer Gasembolie verwechselt werden.
Um die Diagnose "Dekompressionskrankheit" (Gas-Embolie durch Tauchen) sichern zu können, muss bekannt sein, dass der Betroffene zu schnell aufgetaucht ist und er muss schnell ins CT gebracht werden (maximal 4h postmortem muss der Scan erfolgt sein). Das Gas sieht man im CT am ehesten im linken Herzen (bei Ruptur der Alveolen durch den hohen Druck gelangt das Gas in die pulmonalen Venolen) und dann im Körperkreislauf. Bringt man den Verstorbenen nicht schnellstmöglich ins CT kann die Diagnose "Gasembolie" fälschlicherweise gestellt werden, falls die Verwesung bereits begonnen hat und Bakterien (vornehmlich im Darm) Gas produzieren, welches dann in die Portalvene gelangt. Ein Neoprenanzug begünstigt die Verwesung, da er die Körpertemperatur nach dem Tod länger stabil hält.
Pathomechanismus bei einer Gas-Embolie: Gas, welches unter einem erhöhtem Druck (z.B. wie er Unterwasser herrscht) eingeatmet wird kann bedingt durch den Partialdruck zu einem größeren Anteil ins Blut und Gewebe diffundieren als an der Oberfläche. Bei einem zu schnellen Aufstieg zurück an die Oberfläche kann die Entsättigung nicht schnell genug erfolgen, Blut und Gewebeflüssigkeit weisen dann eine Gasübersättigung auf. Es bilden sich Gasblasen, dies ist vergleichbar mit dem Aufschäumen beim Öffnen einer Sprudelflasche.Die Dekompressionskrankheit ist eine der häufigsten Todesursachen beim Gerätetauchen.
Der Fall "Off-gassing" on postmortem CT scanning of a scuba death mit freundlicher Genehmigung von Dr Chris O'Donnell, radiopaedia.org
Referenz: Levy AD, Harcke HT, Getz JM, Mallak CT, Caruso JL, Pearse L, Frazier AA, Galvin JR. Virtual autopsy: two- and three-dimensional multidetector CT findings in drowning with autopsy comparison. Radiology. 2007 Jun;243(3):862-8. Laurent PE, Coulange M, Bartoli C, Boussuges A, Rostain JC, Luciano M, Cohen F, Rolland PH, Mancini J, Piercecchi MD, Vidal V, Gorincour G. Appearance of gas collections after scuba diving death: a computed tomography study in a porcine model. Int J Legal Med. 2011 Dec 30. [Epub ahead of print]
Weiteres Bild: CT 9 Stunden nach tödlichen Tauchunfall (1)