Nierensteine oder Nephrolithen sind Konglomerate von im Urin gelösten Substanzen, die im Bereich von Nierenkelchen und -becken auskristallisieren und dann symptomatisch werden können.
Die Inzidenz von Nierensteinleiden wird in der Literatur mit etwa 500 pro 100.000 Einwohnernangegeben, die Prävalenz mit etwa 5.000 pro 100.000. Nephrolithen treten besonders in heißen und trockenen Regionen auf. Länder, deren Bevölkerung an Unterernährung leidet, weisen eine deutlich erniedrigte Prävalenz für Nierensteine auf. Männer sind etwa doppelt so häufig von der Erkrankung betroffen wie Frauen, das Durchschnittsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren.
Die Entstehung von Nephrolithen ist komplex und von vielen Faktoren abhängig, die je nach Zusammensetzung des Konkrements variieren und bis heute noch nicht in allen Einzelheiten verstanden sind.
Auf physikalischer Ebene kommt es zu einer Erhöhung der Konzentration von schwerlöslichen Ionen oder anderen Harnbestandteilen bis zur Überschreitung des sogenannten Löslichkeitsprodukts. Dadurch beginnen diese Substanzen auszufallen und Konglomerate zu bilden, die je nach Größe die ableitenden Harnwege nicht mehr passieren können und sich ablagern.
Die Erhöhung dieser Harnbestandteile kann durch eine Vielzahl von Begleitumständen bedingt sein. Neben Exsikkose und Flüsigkeitsmangel kommen hier vor allem Erkrankungen in Frage, die eine erhöhte Harnkonzentration von Metaboliten oder Ionen bedingen, unter anderem Hyperparathyreoidismus, Hyperoxalurien, Gicht oder bestimmte Infektionserkrankungen. Auch eine erhöhte alimentäre Zufuhr kann massiv erhöhte Harnspiegel zur Folge haben.
Neuere Forschungen bringen die Entstehung von Nierensteinen auch in Zusammenhang mit so genannten Nanobakterien.
Viele Nephrolithen bleiben asymptomatisch. Sie werden meist per Zufall im Rahmen der bildgebenden Diagnostik entdeckt. Gelegentlich lässt sich die Ausscheidung von Blutbestandteilen als Mikrohämaturie im Urin nachweisen.
Beim Eintritt in die Ureteren kann es abhängig von der Größe der Nephrolithen zur einer Verlegung des Harnleiterlumens kommen. Die Folge ist dann das Auftreten einer Nierenkolik. Neben heftigsten Flankenschmerzen werden häufig eine makroskopisch sichtbare Blutausscheidung (Makrohämaturie) sowie Proteinurien nachgewiesen. Daneben kann es zur Oligurie bis hin zur Anurie kommen.
Als Komplikation einer Nierensteinerkrankung ist besonders das Auftreten von Infektionen gefürchtet, die zum Nierenversagen und zur Urosepsis führen können.
Bildquelle: Nevit Dilmen